Was macht der geneigte Leser nach langer gefühlter Corona Kasernierung … Nun, er fährt auf in die Ferne, in das Weite umhin. Bei mir jedenfalls sind es sofort Berge und Meer, wobei ich mich diesmal für die Berge und das exquisite Drumherum entscheide. Also, wo kann es da hingehen? Die Entscheidung ist schnell getroffen, wenn exquisit, und wenn es denn Berge sein sollen, dann in EINER Region, und wenn kann es nur in EIN Haus gehen. Das Adler Lodge RITTEN mit privaten Chalets.

Man könnte jetzt meinen, dass ich eben in diesen Zeiten keine Lust auf Privatsphäre habe und doch eher auf Masse stehen würde und auf das fröhliche Miteinander. Weit gefehlt. Ich mag es gerade, dieses private, dieses luxuriöse, wo die wesentlichen Dinge nebenbei passieren und das einfach weil es zum Standard und zur Führung des Hauses so selbstverständlich dazugehört, wie auf einen Coconut Kiss eine echte Amarenakirsche. Der Ritten bietet sich an, weil dort jenes ausgezeichnete Hideaway beheimatet ist, und zum anderen liegt in unmittelbarer Nähe Bozen, diese wunderbare italienisch angehauchte Stadt mit südländischem Flair, schönen Menschen für die Kleidung nicht nur ein Bedeckungsmittel scheint und eben Ja. La Dolce Vita.

Es MUSS hier liegen.

Mit dem Premium Automobil aus München geht es flink über den Brenner in knapp 4 Stunden in den Adler. Allein bei der Zufahrt ist man in grünen Sphären. Man wähnt sich in andere stille Zeiten versetzt, flankiert von weiten Landschaften. Es geht durch ein schmiedeeisernes Tor mit dem Adler Schriftzug.

Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, wenn Sie irgendwo ankommen… fühlen Sie sich gleich wohl, zuhause, eben ankommen …?? Sind wir ehrlich, das ist selten der Fall. Meistens ist man gestresst aufgrund der Fahrt und erhält an der Rezeption ein lapidares standardmäßig gehauchtes „Herzlich willkommen“.

Das kennt Mann so von der Schwiegermutter am Weihnachtsabend kurz vor dem dritten Remy. Hier ist das eben nicht der Fall. Man spürt, man ERLEBT, dass gerade die Bediensteten des Adlers ein Selbstverständnis an den Tag legen, dass nur noch selten zu finden ist. Parkiert man erst einmal das Automobil in der hauseigenen großzügigen Tiefgarage und tritt durch das Entree hinein, empfängt eine luftige Atmosphäre mit einem leicht befeuerten Kamin. Parallel wird das Gepäck natürlich ordnungsgemäß in das Chalet gebracht, und nein… “normale“ Zimmer gibt es hier nicht. Gestartet wird nicht nur mit einem formidablen Service, sondern mit einem erstklassigen handgemachten Apfelstrudel.

Dazu ein richtiger Café! Und eben nicht ein Maschinengebräu vorzugsweise vom Vollautomaten mit abgestandenem Wasser.
Ich mag das sehr… das Entrückte…das von der Welt entfernte. Man wähnt sich im Rückzugsort, einem Kokon der Schönheit. Das Schnöde bleibt außen vor.

Nach dem Bezug des Chalets stellt sich die Frage … gehe ich in die Privatsauna oder suche ich den auf 35 Grad beheizten Pool auf. Nun, ich entscheide mich für den Infinity Pool. Silberquarzit kleidet ihn aus, die späte Nachmittagssonne glitzert darin wie sonst nur der Brillant am Finger von Madame. Ein fast magischer Moment. Mit dem Blick auf die Berge der Dolomiten und einem wohligen Gefühl gleite ich durchs Wasser wie einst Mark Spitz und freue mich insgeheim auf das Dinner heute Abend mit meiner charmanten Begleitung. Im Chalet selbst das äußerst großzügig gestaltet ist und mit feinst verarbeitetem Holz glänzt aber nicht erschlägt, wohnt es sich luftig und dennoch heimelig. Ganz klar, hier hat jemand bei der Raumgestaltung nachgedacht, dies merkt und spürt man. Egal ob Beleuchtung oder die Anordnung des Spiegels am Waschbecken. Es wurde im Sinne des Gastes konzipiert und der Gast eben nicht als Fremdkörper angesehen. Hier logiert man nicht, man lebt.

Wann hat man das schon in Kombination und all dies an einem Ort gleichzeitig?

Die Küche leitet federführend Hannes Pignater, allein das bringt meine Zunge zum Rollen wie sonst nur bei gewissen bayrischen Köchen, aber das ist eine andere Geschichte. Zeit für eine kleine Mittagsruhe. Meine sogenannte blaue Stunde. Wer mich kennt und meine angespannte Rückensituation der weiß um meine Sorge um das richtige Bett im jeweiligen Etablissement. Diese Angst ist hier so gänzlich unberechtigt, denn ein wunderbares Boxspringbett mit bester Matratze erwartet mich. Wer öfters in verschiedenen adäquaten Hotels nächtigen darf, wird mich verstehen, dass ein verdorbener Tag durchaus am falschen Bett liegen kann. Nach 75 wunderbaren Minuten mache ich mich fertig und ziehe mir mein Maßhemd an, denn wir sind hier schließlich nicht irgendwo. Durch einen heimelig illuminierten Gang geht es hinauf in den zweiten Stock, der Tisch zum Dinner wird selbstverständlich ausgewiesen. Der Service an diesem Abend dargestellt durch Verena zeichnet sich nicht nur durch Freundlichkeit, sondern auch in der Kundigkeit der Speisen.

Ich wähle in Absprache mit Madame, das 5-Gänge Menü mit passender Weinbegleitung wobei auch à la carte möglich ist. Wer einmal Grüße aus der Küche oder sogenannte Amuse Bouche bekommen hat, der weiß, dass oftmals dies viel über den jeweiligen Koch und seine Handschrift aussagt. In meiner Genussberufung hat es schon erschreckende Beispiele für gescheiterte Karrieren gegeben, die doch besser beim Stern in Stuttgart am Band arbeiten sollten.

Hier nicht! Die Linie von Hannes Pignater zieht sich durch das ganze Menü und es ist formidable! Angefangen vom Saibling auf Gemüsebett bis hin zu wunderbar zartem Hirschfilet mit Wacholder. So geht kochen und nur so. Das ist gradlinig ohne Sterne Chichi und es zeugt von Liebe zur Arbeit und dem jeweiligen Produkt. Zu meiner Begeisterung muss ich beifügen, dass ich mir das ausgezeichnete Rhabarberdessert mit Sorbet aufgrund niederknien meinerseits nochmals habe kommen lassen. Danke dafür Hannes!

Beschwingt geht es nach dem Dinner hinunter ins wunderbare Foyer, der Kamin brennt und der Ledersessel davor ist herrlich weich. Paul bringt einen gut gemachten Gin Tonic mit frischen Gewürzen. Wenn jeder Tag so enden könnte.

Es gibt viele gute Dinge, eines davon ist eine Waldsauna, das heißt eine richtige Sauna draußen im Wald. Am frühen Morgen sind es wenige Schritte vom eigenen Chalet hinüber in die Adler‘sche Waldsauna, nein eigentlich sind es zwei unterschiedliche, die man direkt in die vorhandenen Stämme integriert hat, das Besondere dabei, es wurde kein Baum gefällt, die Saunen sind sozusagen Drumherum. Es sitzt sich nicht nur entspannend, sondern man ist mittendrin statt nebenbei und dieses Gefühl überträgt sich auf einen selbst. Schnell vergisst man die Zeit beim Blick auf die Dolomiten und stellt sich unweigerlich die Frage, ob aus einem geplanten Kurzurlaub von zwei Tagen nicht drei Wochen werden sollten?

Hier sind sie wieder, die magischen Kräfte des Adlers.

Adler Lodge RITTEN
Lichtenstern 20
I-39054 Oberbozen
Italien