Erste Beziehungen zu Luxemburg hatte ich, ich müsste so circa 10 Jahre gewesen sein, mit dem damaligen Sender RTL. Nein eben nicht RTL, das heutige schnöde und etwas profane TV Format, dessen zu sehen sich nach 25 Minuten ins Unerträgliche steigert. Damals noch in der guten alten Zeit gab es eben Radio Television Luxemburg, ein Sender, der die alten Strukturen der damaligen väterlichen ARD und ZDF Sendeanstalten vollständig aufgebrochen hat. Ein Sender jenseits der gängigen Vorstellungen, frisch und eloquent kam er daher.

Nun befinde ich mich also im bayrischen Premium Automobil über gewundene Eifelstraße in Richtung Clervaux und mir geht unweigerlich bei der Durchfahrt der einzelnen Straßen das Wort „Hengasch“ durch den Kopf. Wenn man bedenkt, dass bei Deutschland sofort die Assoziation Schwarzwald und so gedacht wird, zumindest mir kommt es so vor, und dabei vergisst man doch gänzlich eben dieses „Hengasch“ und die Eifel. Die Eifel als Durchfahrtsort auf dem direkten Weg nach Luxemburg.

EBEN JENEM LUXEMBURG, DIE GEBURTSSTÄTTE EUROPAS (SCHENGEN).

Sofort fällt mir auch die frankophine Lebensmentalität ein, das Dinieren am Nachmittag, das ausgiebige Diné am Abend, wunderbare Weine wie den Auxerrois, Austern und meine geliebten Macarons in einer Qualität, die ich sonst nur noch im KaDeWe in Berlin bekomme, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich lerne jetzt ja Golf, putten und so und ich hab gedacht, wenn ich schon auf der dortigen Bank bin und Geld einzahle, dann kann ich dort auch gleich Golf spielen. Ein Golfplatz in den Ardennen ist ja so wie Frühling in Meran, auch wenn der Vergleich vielleicht etwas hinkt. Aber nein, er hinkt eben nicht.

Ruhe ist die erste Assoziation, Ruhe und Weite, als ich auf dem großzügig angelegten Parkplatz des Golf & Country Hotels parkiere.

R U H E.

Fast schon eine mediale Detox-Kur, wie mein Freund Prof. Dr. Dr. Gerner immer zu sagen pflegt. Für Morgen ist dann Kultur & exquisites Dinner angesagt, im unweit entfernten Le Clervaux Boutique & Design Hotel.

Eine geradezu prädestinierter Kontrapunkt. Slowfood für die Sinne sozusagen. Nach einem entspannten und freundlichen Check-in bei Madame Marian und dem Auspacken auf meiner Suite, werfe ich mich in meine entsprechenden Klamotten und sehe formidabel aus.

Auf geht’s zum Putten!

Mein Blick geht über geschwungene Flächen und weite Landschaften, die es eben so nicht überall gibt. Wer kennt sie nicht, die bevölkerten Golfplätze, ein Umstand, der hier nicht gegenwärtig scheint. Die Ruhe und die frische klare Luft ist greifbar – sie ist spürbar. Schnell bin ich fast entrückt von der Welt, das Schnöde bleibt außen vor.

HERRLICH, WUNDERBAR.

Zeit, um nach drei ambitionierten Golfstunden an der Bar des Hauses einen entsprechenden Hendricks Gin Tonic zu ordern, es ist schließlich schon nach 5, und bei Queen Mum, Gott hab sie selig, war dies Standard. Die Dame wurde schließlich 101. Gut, die dazu gereichten Nüsse könnten qualitativ etwas besser gewählt sein, aber das ist Leiden auf hohem Berliner Waldorf Astoria Niveau.

Ich sinke in die ausufernden Ledersessel und lasse den Tag Revue passieren, Garçon serviert noch einen Tanqueray, übrigens sehr profunde. Ein Blick auf meinen Terminkalender erinnert mich an mein Abend Dinner und die entsprechende Tischreservierung. Ich erinnere mich an die schöne Michèle vom Le Clervaux Boutique & Design Hotel und wähle ihre Nummer, denn ich bin ja morgen dort eingebucht und hätte gerne dort schon heute Abend gespeist. Selbstverständlich erhalte ich von ihr einen schönen Tisch in einer Nische, ich sitze ja gern in Nischen und schaue von dort etwas separiert in die Runde. Ich halte mich sozusagen diskret zurück und bin trotzdem mittendrin statt nur dabei.

Das Le Clervaux Boutique & Design Hotel befindet sich in ebenjener gleichnamigen und malerischen Stadt und verfügt nicht nur über eben dieses erstklassige und außergewöhnliche Hotel, sondern auch über eine wirklich herausragende Fotoausstellung namens „The Family of Man“. Der eigentliche Grund meiner Reise, Kultur und dazu noch Golf gepaart mit entsprechendem Dinner, wo gibt’s das schon so?

Ich betrete also das zum Hause gehörige Restaurant Da Lonati mit einer neapolitanischen Küchenmannschaft, die ihrem Namen alle Ehre machen sollte. Selten wird ja noch gute Küche geboten, noch dazu in dazugehörigen Hotels. In der Nische nehme ich Platz und zum Aperitif gibt es erst mal einen Averna auf Eis sozusagen als Magenöffner. Ich bestelle eine Pappardelle al Ragu Bolognese, ein Gericht das ich sonst nie bestelle, denn der geneigte Besucher meines Chalets Zuhause auf der Burg weiß, das gerade ich in punkto Ragu Bolognese äußerst empfindlich bin und mein Ragu mindestens 5 Stunden leise vor sich hin simmert. Heute bin ich auf Revolution aus und bestelle zusätzlich noch ein Dolce, auf Primi piatti habe ich heute nicht so Lust.

Der Primitivo 2016 schmeckt solvent und für die Luxemburger Preisklasse fast erschwinglich. Die Einwohner selbst erscheinen mir sehr zurückhaltend, wobei doch gleich freundlich zuvorkommend. Eine Paarung, die ich mittlerweile sehr zu schätzen gelernt habe. Mein Blick schweift vom Restauranttisch hinüber in die weitläufigen Gassen und ich kann sie fast atmosphärisch spüren, die Geschichte. Es ist ja nun so, dass gerade in Europa einige Städte mit historischem Bezug der Befreiung vom Nationalsozialismus aufwarten können, aber mir scheint, dass gerade hier ein entscheidender Punkt war, ein Umstand der sich später als richtig erweisen sollte.

Das folgende Dolce entpuppt sich als handwerklich ausgezeichnetes Mousse au chocolat noch dazu mit Valrhona und nicht wie andernorts üblich Backschokolade. Die anschließend gebrachte Rechnung erstreckt sich im mittleren zweistelligen Bereich, auch dies ein Umstand, der zwar nicht außergewöhnlich, aber bemerkenswert ist. Da es an diesem Abend leicht zu nieseln beginnt und mein Ozelot Mantel leider auf dem Zimmer liegt, verschiebe ich den abendlichen Spaziergang durch die schön illuminierte Stadt Clervaux und trete lieber die kurze Rückreise in mein Golf & Country Hotel an. Ich überlege noch kurz, ob ich ein gepflegtes belgisches Bier an der heimelig erscheinenden Bar trinken soll, aber ich entscheide mich dem Alter entsprechend für eine geflissentliche Seriosität meinerseits und lege deshalb mein müdes Haupt auf mein wunderbar weich, aber nicht zu weich gepolstertes Bett. Die kühle Luft des Abends und der anliegenden Ardennen durchflutet den Raum, denn ich schlafe ja gerne bei offenem Fenster und wieder höre ich NICHTS. Und wann hört man schon mal nichts?

KEIN AUTOLÄRM, KEIN SONSTIGES GERÄUSCH, EINE RUHE, DIE FAST GÄNZLICH SURREAL ERSCHEINT.

Um 6.25 Uhr wache ich auf, so wie ich eigentlich immer um 6.25 Uhr aufwache. Nach einer entsprechenden Morgentoilette stehe ich am großen Fenster meines geräumigen Doppelzimmers und schaue auf den weitläufigen Golfplatz. Ich überlege nochmals kurz eine Runde aufs Green zu gehen, aber meine Lust auf einen guten Kaffee und ein echtes französisches Croissant hält mich gelinde gesagt davon ab. Ich ordne meine Kleidung, gehe hinunter zur Rezeption und nach einem achtminütigen Check-out sitze ich wieder in meinem Automobil und fahre über dampfende geschwungene Straßen durch einen leichten schönen Morgennebel in die Kulturstadt Clervaux in eben jenes Le Clervaux Boutique & Design Hotel. Ich habe mir auch dieses Haus sehr bewusst ausgesucht, weil zu meiner persönlichen Präferenz das Design unabdingbar macht. Ich rede aber nicht von Design von Jeff Koons, sondern einem Design, das dem Auge und den Sinnen schmeichelt. Aber auch über diese Meinung ließe sich sicherlich trefflich streiten. Michèle Schmit ihres Zeichens die Assistentin des Marketings erwartet mich um 8.30 Uhr und selbstverständlich bin ich 5 Minuten früher da. Die Luxemburger Dreiländereck Begrüßung kommt mir ja persönlich sehr entgegen, merke drei angehauchte Küsse an jungen Damen, können den Tag aufs Vornehmste einläuten. Heute darf ich mir ein Zimmer aussuchen, so versichert mir Michèle und ich nehme dieses Angebot sehr dankbar an, denn ich bin ja auch sonst sehr wählerisch. Zuallererst bin ich beeindruckt von den überbordenden Farben an Türen, Decken und Wänden, die aber eben nicht vergleichbar wären mit einem entsprechenden THC Präparat, sondern sich eben wirklich ins angenehme Gesamtbild perfekt einfügen. Ich bin also nicht erschlagen von Farben, sondern eher angeregt und dies aufs Vortrefflichste. Individuell zusammen gefügte Plastiken und einzelne Kunstwerke aus der Malerei säumen die Flure und Gänge zwischen den einzelnen Suiten. Michèle erzählt dies und das, wobei ich gar nicht zuhören kann, denn so sehr überströmt mich ein Meer aus Farben und Design Formen, die jegliche Konzentration von mir verlangt.

LANGEWEILE UND KONFORMITÄT GEHT WOANDERS, HIER JEDOCH NICHT.  

Ich komme mir seltsam aufgehoben vor. Ich entscheide mich für eine der oben gelegeneren Suiten namens „Château“, nicht nur sagt mir die stilvoll klassische Einrichtung zu, sondern auch wieder die Farbgestaltung in angenehmen dunklen Tönen. Ich verabrede mich mit der Marketingdirektorin Nicole Federmeyer um 9.15 Uhr zum Frühstück und nach einer freundlichen Verabschiedung durch Michèle mache ich mich auf den Weg zum frankophilen Café au lait. Der modern eingerichtete Frühstücksraum hat fast Lounge Charakter mit einer sichtbaren Eleganz. Ich ordere beim Service einen vierfach Espresso mit etwas Milch so wie immer und habe dazu die große Auswahl an einem schön hergerichteten Buffetfrühstück mit frankophilem Charme. Madame Federmeyer begrüßt mich französisch seriös und auf Geheiß von Madame ordere ich zusätzlich Pancakes mit Bananen und Ahornsirup. Diese vergehen wunderbar zart auf der Zunge und sorgen trotz einer Kalorieneinheit von 70.000 für ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. Wir reden über die angenehmen Seiten eines Marketingressorts, das sie innehat. Wir reden auch darüber, dass heute der Gast eben mehr sucht als punktuelle Entspannung, sondern dieser Gast möchte seine Sinne und seine Wünsche äußern dürfen. Man versuche eben den Gast dort abzuholen wo er steht, wobei man schon voraussetzen kann, dass derjenige, der nach Clervaux kommt eben in dieses Le Clervaux Boutique & Design Hotel schon eine gewisse Design Affinität von Hause aus mitbringt. Nicole Federmeyer gibt mir noch eine entsprechende Wegweisung zur Ausstellung „Family of Man“ mit auf den Weg, die sich optimalerweise schräg gegenüber des Boutique Hotels befindet. Fotoausstellungen haben ja immer etwas Ausdruckstarkes per se inne. Ich steige also die wenigen Stufen zum gegenüberliegenden Schloss hinauf, zu meiner rechten Hand sehe ich einen Originalpanzer von General Patton, und da ist sie wieder die greifbare Weltgeschichte. In einer entscheidenden Ardennen Schlacht wurde in mehrtägigen Kämpfen Clervaux von den Nationalsozialisten und der Wehrmacht befreit.

So ein Weltkriegspanzer hat schon etwas Beklemmendes, den blendet man nicht einfach so mal aus wie ein Hollywood Kriegsfilm nach 60 Minuten, wenn dieser einem zuwider ist. Unweigerlich kommt mir das Wort Europa in den Sinn und welch großes Glück ich habe in Ruhe und Frieden zu leben, sondern auch über Ländergrenzen hinweg reisen zu können und dies als Selbstverständlichkeit anzusehen.

Nach Lösung eines 6 Euro Tickets an der Infostation gehe ich durch die Eingangstüre der Fotoausstellung und da beginnt sie meine persönliche „Family of Man“. Jeder macht ja zuhause irgendwelche Schnappschüsse, mal gute, mal schlechte, aber die wenigsten Bilder, noch dazu im überbordenden Großformat wie hier bleiben wirklich im Kopf hängen. Das wesentliche geschieht oftmals nebenbei. Fotografien an Fotografien, teils von erschreckender Schönheit, reihen sich aneinander, thematisch nebeneinander gegliedert. Die gewundenen Ausstellungsflächen machen es einem leicht dort gute 90 Minuten Zeit zu verbringen, eine Zeit, die bei mir persönlich teilweise nachdenkliche Spuren hinterlassen hat. Diese Fotoausstellung „Family of Man“ ist eine Dauerausstellung, in der namhafte Magnum Fotografen ihre Fotografien ausstellen. Etwas leicht beklommen, und man darf sagen etwas demütig, verlasse ich die Ausstellung und gehe hinunter in die Altstadt. Ich brauche jetzt unbedingt etwas Süßes, etwas Fettiges, da gibt’s nur eins, das hilft: ein Schokoladen Croissant oder frische Macarons. Gestärkt und wieder etwas ruhiger, schlendere ich noch ein wenig durch die schöne Altstadt, erklimme eine leichte Anhöhe und besuche die dortige Kirche. Mittlerweile ist es später Nachmittag und nachdem ich ein ortsansässiges Feinkostgeschäft besucht habe, mache ich mich wieder auf den Weg ins Hotel.

Heute Abend ist mir nur der Sinn nach einem leichten Dinner, zum einen habe ich noch diverse Macarons im Bauch, zum anderen ist mir eben nicht der Sinn nach etwas Schwerem. Ich ordere deshalb im Restaurant des Hauses eine französische Zwiebelsuppe, die sehr profunde abgeschmeckt ist, von einer hervorragenden Qualität und gänzlich zufriedenstellend ist. Dazu ein kühles Glas Auxerrois aus der Moselregion, der aufs Vortrefflichste harmoniert. Nach Begleichung der Rechnung gehe ich satt und zufrieden auf meine Suite.

In dieser Nacht mache ich es mir zuerst einmal auf der Sofa Chaiseloungue etwas bequem. In der Minibar findet sich ein entsprechender Luxemburger Crémant, der es mir aufgrund seiner cremigen Frische und Fruchtigkeit leicht macht, behände in die Kissen zu sinken des sich in meiner Suite befindlichen „Boxspringbettes“. Kennen Sie das Gefühl in einem wirklich guten Bett zu liegen, also einem Bett, das gleichzeitig stützt und führt, dies ist hier der Fall. Sofort stellt sich bei mir eine wohlige Schwere ein, die eben auch nicht selbstverständlich ist. Wie oft habe ich schon in namhaften Häusern logiert, die eben nicht über eine adäquate Matratze, sondern über Folterinstrumente, die fast an 80-er Jahre Futon Betten in Betonqualität erinnern. Selig schlummere ich unter der frisch gestärkten Bettdecke ein und komme in einen tiefen und erholsamen Schlaf.

Am Morgen danach denke ich mir, Stille Tage in Clichy, es gibt sie auch hier, in Clervaux.

Excellence Hotels S.A.
10, Grand-Rue
L-9710 Clervaux
Tel.: +352 92 93 92
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