Ostern, Ostern, Ostern – im Amtshaus Ailringen
Die letzte Woche vor Ostern wird Karwoche genannt. Sie ist die Kernzeit der österlichen Passionszeit und für Christen die wichtigste Woche des Kirchenjahres. Obwohl eigentlich stammt das Wort „Kar” vom althochdeutschen Wort „Chara” und bedeutet Kummer, Trauer, sich Sorgen, klagen. Aber gemach es gibt auch einen Grund zur Freude, nicht nur die Absolution und den Ablass von allen Sünden, sondern auch die Osterzeit und ein entsprechendes Ostermenü bei Sebastian Wiese im Amtshaus Ailringen.
Grund genug also, dass ich mich kürzlich aufgemacht habe, um zu schauen, was die Küche von Sebastian so hergibt und er sich selbst Formidables ausgedacht hat. Ich persönlich hätte ja Lust auf ein zart geschmortes Osterlamm und meine Erwartungen werden selbstverständlich erfüllt, aber es wird eben nicht nur ein profanes Ostermenü kredenzt, was es an diesen Tagen an fast jeder Ecke gibt und nur in den wenigsten Fällen auch diesem Anspruch gerecht wird.
Im von mir bevorzugten Menü namens Lamm und Zicklein merkt man wieder die fein tarierte Handschrift eines Sternekochs. Wer käme schon darauf, als Vorspeise ein mariniertes Zicklein mit Ziegenjoghurt, Waldknoblauch und Königskrabbe auf die Karte zu setzen? Dem steht in nichts nach Lammbries und geräucherter Aal mit Topinambur und Frühlingszwiebeln. Wir Älteren unter uns werden sicherlich unter dem Namen Topinambur keine Jokerkarte ziehen müssen aufgrund des Namens noch haben wir Fragezeichen in den Augen.
Und natürlich gibt es sie – die Lammkeule auf Heu gegart und dazu ausgerechnet Spitzmorcheln. Die Feinschmecker unter uns wissen, dass es fast nichts Kongenialeres gibt als das Zusammenspiel von Lammkeule und Spitzmorcheln.
Wer es nicht so sehr mit Lamm hat und dennoch auf ein Gourmetmenü nicht verzichten möchte, für den gäbe es auch noch das „normale” Ostermenü. Sind wir mal ehrlich, wo bekommt man an Ostern Petersfisch mit Blumenkohl, Jakobmuschelcorail und Nussbutter? Direkt gefolgt – und jetzt wird es wirklich tricky – glasierter Bauch vom Hällischen Landschwein (ich war beim Einlegen und Glasieren live dabei) mit Wachbacher Linsen süß-sauer und Rettich. Auf so etwas muss man erst einmal kommen. Dahinter steckt ein kluger Kopf, der eben den geneigten Gourmet dazu auffordert mit zu denken und mit zu schmecken. Eine Reise, die sozusagen auf dem Teller beginnt und im Mund endet.
Am besten kommen Sie mit Ihren geschätzten Lieben und gönnen sich jeweils ein komplettes Menü. Man gönnt sich ja so selten etwas in diesen widrigen Zeiten, deshalb Schluss mit dem schlechten Gewissen. Auf an Ostern ins Amtshaus zu Sebastian Wiese, aber reservieren Sie recht bald, die Plätze sind recht rar gesät und bald voll!
Und sollten Sie noch freie Ostertage haben, bleiben Sie am besten gleich da. Der Service ist wunderbar, die Zimmer liebevoll eingerichtet und die Gegend lädt zum Verweilen ein. Es könnte nirgends schöner sein.